Petra Svatek: Kartographie und Raumforschung in Österreich 1918-1945. Kontinuitäten und Wandlungen in drei politischen Systemen - Projektbeschreibung
- Leitung: o.Univ.-Prof. Dr. Mitchell G. Ash
- Finanzierung: FWF
- Laufzeit: 2006 bis 2009
Das Projekt „Kartographie und Raumforschung in Österreich 1918-1945" hatte zum Ziel, die Kontinuitäten und Wandlungen der thematischen Kartographie im Kontext der sich zu dieser Zeit etablierenden „Raumforschung" zu untersuchen. Die Schwerpunkte wurden dabei auf das Verhältnis der raumwissenschaftlich-kartographisch arbeitenden Gelehrten zur Politik und der politischen Relevanz der Karten sowie auf die Veränderungen im Bereich der Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Wissenschaftlern und Institutionen gelegt.
Während des Projektes konnte festgestellt werden, dass zwischen 1918 und 1945 fast die gesamte thematische Kartographie in irgendeiner Weise politisch ausgerichtet war und mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1938 nicht nur Wandlungen eingetreten waren. So bewirkten bereits der Zerfall der Habsburgermonarchie 1918/19, die Berufung Hugo Hassingers (1877-1952) auf den Lehrstuhl für Kulturgeographie der Universität Wien im Jahre 1931 und die im selben Jahr gegründete Südostdeutschen Forschungsgemeinschaft neue Impulse. Während der NS-Herrschaft kam es einerseits zu einer Intensivierung von Tendenzen, die sich bereits vorher abgezeichnet haben. Andererseits wurden auch neue Netzwerke und thematische Schwerpunkte etabliert sowie noch intensivere Verbindungen zwischen der thematischen Kartographie und der Politik aufgebaut. Einige thematische Karten, die während des Zweiten Weltkrieges in der Ostmark erarbeitete wurden, dienten für die nationalsozialistische „Lebensraumpolitik" nachweislich als wichtige Quelle. So plante man mit ihnen zum Beispiel Umsiedlungskationen und verwendete sie für die Erschließung neuer Siedlungs- und Wirtschaftsräume in Südosteuropa. Dabei waren Wissenschaftler nicht immer ein „Werkzeug" der Politik, sondern agierten oftmals auch als bewusst handelnde Subjekte, indem sie Karten von sich aus ohne Aufforderung irgendwelcher politischen Behörden für politische Projekte zur Verfügung gestellt hatten.