Kollegiatstift Vilshofen, Regesten zum Urkundenbestand im Bayerischen Hauptstaatsarchiv

Autor(en)
Adelheid Krah
Abstrakt

Die Geschichte des Kollegiatstifts Vilshofen beginnt im Kontext der Beendigung des niederbayerischen Erbfolgekrieges von 1329 (die Handfeste vom 29. Juni ist als Ausfertigungsexemplar für den Richter von Söldenau im Bestand) sowie lokalgeschichtlich mit dem Aufstieg der Familie der Tuschel, verwandt mit den Burggrafen von Fürsteneck: Während Schweiker dem Tuschel die Aussöhnung mit Herzog Heinrich XIV. d. Ä. von Niederbayern gelingt sowie die Bestiftung seiner Eigenkirche zu Hausbach, einer Filialkirche der Pfarrkirche Vilshofen, erfährt Otto der Tuschel, Pfarrer an der Kirche Johannes des Täufers in Vilshofen, die Aufnahme in das Passauer Domkapitel. Die bedeutende Stellung Schweikers des Tuschel spiegelt die Bestätigung seiner sämtlichen erhaltenen herzoglichen Handfesten durch Kaiser Ludwig den Bayern vom 17. Mai 1341. 1349 ist Schweiker der Tuschel von Söldenau ebenfalls als Domherr von Passau belegt, der sich von Bischof Gottfried und dem Domkapitel den Brückenbau über die Wolfach bestätigen lässt, wobei die Einkünfte aus dem Brückenzoll der Kirche Vilshofen zufließen sollen. Die Geschäftstüchtigkeit der Brüder Heinrich und Schweiker zeigt sich in mehreren erhaltenen Urkunden aus dieser Zeit; ferner bestiften Rat und Gemeinde Vilshofen die Pfarrkirche mit der ertragreichen örtlichen Badstube (30. November 1348). Diese Aktivitäten münden in der Umwandlung der Johanneskirche in Vilshofen zum Kollegiatstift mit 12 Kanonikern, in welchem das Seelgedenken der Familie Tuschel begangen werden soll; diesen Schritt nehmen nun Heinrich der Tuschel und sein Sohn Schweiker mit Genehmigung Papst Gregors XI. am 1. Januar 1376 vor; er wurde dann am 16. Mai 1376 vom päpstlichen Nuntius Thomas de Ammanatis, Bischof von Limasol, bestätigte. Die reiche Bestiftung durch Heinrich den Tuschel zeigt sich in den Rechtsgeschäften der nächsten Generation mit dem Kollegiatstift, wobei dessen wirtschaftliche Attraktivität wiederum Herzog Friedrich den Weisen von Bayern-Landshut zur Anbindung des Stift an seinen Hof veranlasste: In der Herzogsurkunde vom 1. Mai 1379 nimmt er nicht nur das Stift in seinen Schutz, sondern auch dessen Propst als seinDie Geschichte des Kollegiatstifts Vilshofen beginnt im Kontext der Beendigung des niederbayerischen Erbfolgekrieges von 1329 (die Handfeste vom 29. Juni ist als Ausfertigungsexemplar für den Richter von Söldenau im Bestand) sowie lokalgeschichtlich mit dem Aufstieg der Familie der Tuschel, verwandt mit den Burggrafen von Fürsteneck: Während Schweiker dem Tuschel die Aussöhnung mit Herzog Heinrich XIV. d. Ä. von Niederbayern gelingt sowie die Bestiftung seiner Eigenkirche zu Hausbach, einer Filialkirche der Pfarrkirche Vilshofen, erfährt Otto der Tuschel, Pfarrer an der Kirche Johannes des Täufers in Vilshofen, die Aufnahme in das Passauer Domkapitel. Die bedeutende Stellung Schweikers des Tuschel spiegelt die Bestätigung seiner sämtlichen erhaltenen herzoglichen Handfesten durch Kaiser Ludwig den Bayern vom 17. Mai 1341. 1349 ist Schweiker der Tuschel von Söldenau ebenfalls als Domherr von Passau belegt, der sich von Bischof Gottfried und dem Domkapitel den Brückenbau über die Wolfach bestätigen lässt, wobei die Einkünfte aus dem Brückenzoll der Kirche Vilshofen zufließen sollen. Die Geschäftstüchtigkeit der Brüder Heinrich und Schweiker zeigt sich in mehreren erhaltenen Urkunden aus dieser Zeit; ferner bestiften Rat und Gemeinde Vilshofen die Pfarrkirche mit der ertragreichen örtlichen Badstube (30. November 1348). Diese Aktivitäten münden in der Umwandlung der Johanneskirche in Vilshofen zum Kollegiatstift mit 12 Kanonikern, in welchem das Seelgedenken der Familie Tuschel begangen werden soll; diesen Schritt nehmen nun Heinrich der Tuschel und sein Sohn Schweiker mit Genehmigung Papst Gregors XI. am 1. Januar 1376 vor; er wurde dann am 16. Mai 1376 vom päpstlichen Nuntius Thomas de Ammanatis, Bischof von Limasol, bestätigte. Die reiche Bestiftung durch Heinrich den Tuschel zeigt sich in den Rechtsgeschäften der nächsten Generation mit dem Kollegiatstift, wobei dessen wirtschaftliche Attraktivität wiederum Herzog Friedrich den Weisen von Bayern-Landshut zur Anbindung des Stift an seinen Hof veranlasste: In der Herzogsurkunde vom 1. Mai 1379 nimmt er nicht nur das Stift in seinen Schutz, sondern auch dessen Propst als seinDie Geschichte des Kollegiatstifts Vilshofen beginnt im Kontext der Beendigung des niederbayerischen Erbfolgekrieges von 1329 (die Handfeste vom 29. Juni ist als Ausfertigungsexemplar für den Richter von Söldenau im Bestand) sowie lokalgeschichtlich mit dem Aufstieg der Familie der Tuschel, verwandt mit den Burggrafen von Fürsteneck: Während Schweiker dem Tuschel die Aussöhnung mit Herzog Heinrich XIV. d. Ä. von Niederbayern gelingt sowie die Bestiftung seiner Eigenkirche zu Hausbach, einer Filialkirche der Pfarrkirche Vilshofen, erfährt Otto der Tuschel, Pfarrer an der Kirche Johannes des Täufers in Vilshofen, die Aufnahme in das Passauer Domkapitel. Die bedeutende Stellung Schweikers des Tuschel spiegelt die Bestätigung seiner sämtlichen erhaltenen herzoglichen Handfesten durch Kaiser Ludwig den Bayern vom 17. Mai 1341. 1349 ist Schweiker der Tuschel von Söldenau ebenfalls als Domherr von Passau belegt, der sich von Bischof Gottfried und dem Domkapitel den Brückenbau über die Wolfach bestätigen lässt, wobei die Einkünfte aus dem Brückenzoll der Kirche Vilshofen zufließen sollen. Die Geschäftstüchtigkeit der Brüder Heinrich und Schweiker zeigt sich in mehreren erhaltenen Urkunden aus dieser Zeit; ferner bestiften Rat und Gemeinde Vilshofen die Pfarrkirche mit der ertragreichen örtlichen Badstube (30. November 1348). Diese Aktivitäten münden in der Umwandlung der Johanneskirche in Vilshofen zum Kollegiatstift mit 12 Kanonikern, in welchem das Seelgedenken der Familie Tuschel begangen werden soll; diesen Schritt nehmen nun Heinrich der Tuschel und sein Sohn Schweiker mit Genehmigung Papst Gregors XI. am 1. Januar 1376 vor; er wurde dann am 16. Mai 1376 vom päpstlichen Nuntius Thomas de Ammanatis, Bischof von Limasol, bestätigte. Die reiche Bestiftung durch Heinrich den Tuschel zeigt sich in den Rechtsgeschäften der nächsten Generation mit dem Kollegiatstift, wobei dessen wirtschaftliche Attraktivität wiederum Herzog Friedrich den Weisen von Bayern-Landshut zur Anbindung des Stift an seinen Hof veranlasste: In der Herzogsurkunde vom 1. Mai 1379 nimmt er nicht nur das Stift in seinen Schutz, sondern auch dessen Propst als seinen besonderen Kaplan auf. Der Verzicht Peters des Tuschel von Söldenau auf Erbrechte an den Stiftsgütern sicherte ihm wenigstens ein Darlehen zur Begleichung seiner Schulden beim Landesherrn (Urkunden vom 21. und 22. September 1379). Schließlich eigneten Gräfin Agnes sowie die Grafen von Ortenburg dem Stift Vilshofen die diesem von Heinrich und Schweiker den Tuschel vermachten Lehen zu und schenkten den Hof zu Münchham als eigenes Seelgerät (Urkunden vom 23. April und 12. Mai 1381). Auch für die Bürger der Stadt Vilshofen gewann die Stiftkirche zunehmend die Bedeutung einer Memorialkirche, die sich im Schutz der Grafen von Ortenburg und der Grafen von Hals (vgl. etwa die Urkunde vom 8. April 1396) offenbar großer Beliebtheit erfreute; so stiftete beispielsweise der örtliche Mautner Konrad Asenheimer ein Glasfenster als Seelgerät (21. Dezember 1381). In diesen Kontext gehört auch das Steuerprivileg für das Kollegiatstift von Herzog Albrecht I. von Bayern-Straubing und Holland vom 9. Oktober 1397.

Das durch die vielfältigen Veränderungen des Wirtschaftssystems „lange 15. Jahrhundert“ mit 300 Urkunden im Bestand brachte die Inkorporation der Pfarre Weiten (NÖ) an das Stift vom 11. Juli 1432, sicher mitbegründet durch Beziehungen des Pfarrers Petrus de Goch zu Papst Eugen IV. (vgl. die Urkunde vom 11. März 1430). Die Bruderschaft der Kirche „Unserer lieben Frau“ zu Vilshofen stiftete mehrfach im Kollegiatstift Wochenmessen und Bischof Leonhard von Passau kümmerte sich um die Statuten des Stifts und deren Verbesserung (17. Februar 1442), was auch dem Zeitgeist des Basler Konzils entsprach. Zahlreiche Rechtsgeschäfte mit der Stadt Vilshofen entschied der dortige Landrichter; diese Gerichtsurkunden befinden sich im Bestand. Ferner begegnen hier wiederholt auch Urkunden, in welchen die Besitzrechte der stiftseigenen Tavernen in Lappersdorf und Berg neu geregelt wurden, nicht zuletzt aufgrund hoher Verschuldungen der Pächter. Einen lange schwelenden Streit über den Weinimport nach Vilshofen entschied am 11. Januar 1451 Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut zugunsten des Stifts und bestätigte ihm wenige Tage später auch sämtliche Freiheiten. Hierzu im Kontext steht der herzogliche Spruchbrief vom 11. August 1458, der die Instandsetzung von fünf Häusern der Chorherren an der Stadtmauer durch die Stadt Vilshofen anordnete. Der spätmittelalterlichen Armen- und Krankenfürsorge entspricht die Errichtung und Ausstattung des Armen- und Krankenspitals in Vilshofen um 1460 (vgl. auch die sehr frühe Gründung des St. Blasius-Spitals in Vilshofen durch Schweiker den Tuschel, Wurster, Kollegiatstift, bei FN 23). Eine Ausweitung von Seelgerätstiftungen um 1466 durch wohlhabende Bürger einerseits und die Errichtung der Grabeskapelle der Schwartzensteiner auf dem Kirchhof der Stiftskirche andererseits zeigen eine gesteigerte Memoria, welcher sich der Passauer Bischof als Schirmherr verpflichtet fühlte. Denn Bischof Ulrich von en besonderen Kaplan auf. Der Verzicht Peters des Tuschel von Söldenau auf Erbrechte an den Stiftsgütern sicherte ihm wenigstens ein Darlehen zur Begleichung seiner Schulden beim Landesherrn (Urkunden vom 21. und 22. September 1379). Schließlich eigneten Gräfin Agnes sowie die Grafen von Ortenburg dem Stift Vilshofen die diesem von Heinrich und Schweiker den Tuschel vermachten Lehen zu und schenkten den Hof zu Münchham als eigenes Seelgerät (Urkunden vom 23. April und 12. Mai 1381). Auch für die Bürger der Stadt Vilshofen gewann die Stiftkirche zunehmend die Bedeutung einer Memorialkirche, die sich im Schutz der Grafen von Ortenburg und der Grafen von Hals (vgl. etwa die Urkunde vom 8. April 1396) offenbar großer Beliebtheit erfreute; so stiftete beispielsweise der örtliche Mautner Konrad Asenheimer ein Glasfenster als Seelgerät (21. Dezember 1381). In diesen Kontext gehört auch das Steuerprivileg für das Kollegiatstift von Herzog Albrecht I. von Bayern-Straubing und Holland vom 9. Oktober 1397.

Das durch die vielfältigen Veränderungen des Wirtschaftssystems „lange 15. Jahrhundert“ mit 300 Urkunden im Bestand brachte die Inkorporation der Pfarre Weiten (NÖ) an das Stift vom 11. Juli 1432, sicher mitbegründet durch Beziehungen des Pfarrers Petrus de Goch zu Papst Eugen IV. (vgl. die Urkunde vom 11. März 1430). Die Bruderschaft der Kirche „Unserer lieben Frau“ zu Vilshofen stiftete mehrfach im Kollegiatstift Wochenmessen und Bischof Leonhard von Passau kümmerte sich um die Statuten des Stifts und deren Verbesserung (17. Februar 1442), was auch dem Zeitgeist des Basler Konzils entsprach. Zahlreiche Rechtsgeschäfte mit der Stadt Vilshofen entschied der dortige Landrichter; diese Gerichtsurkunden befinden sich im Bestand. Ferner begegnen hier wiederholt auch Urkunden, in welchen die Besitzrechte der stiftseigenen Tavernen in Lappersdorf und Berg neu geregelt wurden, nicht zuletzt aufgrund hoher Verschuldungen der Pächter. Einen lange schwelenden Streit über den Weinimport nach Vilshofen entschied am 11. Januar 1451 Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut zugunsten des Stifts und bestätigte ihm wenige Tage später auch sämtliche Freiheiten. Hierzu im Kontext steht der herzogliche Spruchbrief vom 11. August 1458, der die Instandsetzung von fünf Häusern der Chorherren an der Stadtmauer durch die Stadt Vilshofen anordnete. Der spätmittelalterlichen Armen- und Krankenfürsorge entspricht die Errichtung und Ausstattung des Armen- und Krankenspitals in Vilshofen um 1460 (vgl. auch die sehr frühe Gründung des St. Blasius-Spitals in Vilshofen durch Schweiker den Tuschel, Wurster, Kollegiatstift, bei FN 23). Eine Ausweitung von Seelgerätstiftungen um 1466 durch wohlhabende Bürger einerseits und die Errichtung der Grabeskapelle der Schwartzensteiner auf dem Kirchhof der Stiftskirche andererseits zeigen eine gesteigerte Memoria, welcher sich der Passauer Bischof als Schirmherr verpflichtet fühlte. Denn Bischof Ulrich von en besonderen Kaplan auf. Der Verzicht Peters des Tuschel von Söldenau auf Erbrechte an den Stiftsgütern sicherte ihm wenigstens ein Darlehen zur Begleichung seiner Schulden beim Landesherrn (Urkunden vom 21. und 22. September 1379). Schließlich eigneten Gräfin Agnes sowie die Grafen von Ortenburg dem Stift Vilshofen die diesem von Heinrich und Schweiker den Tuschel vermachten Lehen zu und schenkten den Hof zu Münchham als eigenes Seelgerät (Urkunden vom 23. April und 12. Mai 1381). Auch für die Bürger der Stadt Vilshofen gewann die Stiftkirche zunehmend die Bedeutung einer Memorialkirche, die sich im Schutz der Grafen von Ortenburg und der Grafen von Hals (vgl. etwa die Urkunde vom 8. April 1396) offenbar großer Beliebtheit erfreute; so stiftete beispielsweise der örtliche Mautner Konrad Asenheimer ein Glasfenster als Seelgerät (21. Dezember 1381). In diesen Kontext gehört auch das Steuerprivileg für das Kollegiatstift von Herzog Albrecht I. von Bayern-Straubing und Holland vom 9. Oktober 1397.

Das durch die vielfältigen Veränderungen des Wirtschaftssystems „lange 15. Jahrhundert“ mit 300 Urkunden im Bestand brachte die Inkorporation der Pfarre Weiten (NÖ) an das Stift vom 11. Juli 1432, sicher mitbegründet durch Beziehungen des Pfarrers Petrus de Goch zu Papst Eugen IV. (vgl. die Urkunde vom 11. März 1430). Die Bruderschaft der Kirche „Unserer lieben Frau“ zu Vilshofen stiftete mehrfach im Kollegiatstift Wochenmessen und Bischof Leonhard von Passau kümmerte sich um die Statuten des Stifts und deren Verbesserung (17. Februar 1442), was auch dem Zeitgeist des Basler Konzils entsprach. Zahlreiche Rechtsgeschäfte mit der Stadt Vilshofen entschied der dortige Landrichter; diese Gerichtsurkunden befinden sich im Bestand. Ferner begegnen hier wiederholt auch Urkunden, in welchen die Besitzrechte der stiftseigenen Tavernen in Lappersdorf und Berg neu geregelt wurden, nicht zuletzt aufgrund hoher Verschuldungen der Pächter. Einen lange schwelenden Streit über den Weinimport nach Vilshofen entschied am 11. Januar 1451 Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut zugunsten des Stifts und bestätigte ihm wenige Tage später auch sämtliche Freiheiten. Hierzu im Kontext steht der herzogliche Spruchbrief vom 11. August 1458, der die Instandsetzung von fünf Häusern der Chorherren an der Stadtmauer durch die Stadt Vilshofen anordnete. Der spätmittelalterlichen Armen- und Krankenfürsorge entspricht die Errichtung und Ausstattung des Armen- und Krankenspitals in Vilshofen um 1460 (vgl. auch die sehr frühe Gründung des St. Blasius-Spitals in Vilshofen durch Schweiker den Tuschel, Wurster, Kollegiatstift, bei FN 23). Eine Ausweitung von Seelgerätstiftungen um 1466 durch wohlhabende Bürger einerseits und die Errichtung der Grabeskapelle der Schwartzensteiner auf dem Kirchhof der Stiftskirche andererseits zeigen eine gesteigerte Memoria, welcher sich der Passauer Bischof als Schirmherr verpflichtet fühlte. Denn Bischof Ulrich von Nussdorf bestätigte die Fundatio der Grabeskirche am 26. Juli 1477 unter Verwendung seines repräsentativen, monumentalen Siegels. Ein spannender Rechtsstreit zwischen dem Pfarrer von Hausberg und dem Rat der Stadt Vilshofen um die Gastungs- und Weinschankrechte innerhalb der Stadt wurde am 20. Oktober 1485 vom Hofrichter Herzog Georgs des Reichen von Bayern-Landshut zugunsten des Hausberger Pfarrers entschieden. Über die Gelehrsamkeit und Schriftkultur im Stift gibt um diese Zeit das Seelgerät durch einen Chorherrn von Vilshofen in Asbach Aufschluss, der dieses mit seinen Büchern „bezahlte“, die er dem Kloster Asbach vermachte (Urkunde vom 28. August 1486). Der Übergang ins 16. Jahrhundert wurde von der Persönlichkeit des bedeutenden Propstes Georg Schaffmannsperger geprägt. In die Zeit seines Wirkens gehört der kalligraphisch wertvolle Ablassbrief im Bestand vom 22. Dezember 1503. Die Bibliothek der Chorherren dürfte auch die Standardwerke des geistlichen Unterrichts enthalten haben, denn im Urkundenbestand wird auch das Dekret des Passauer Bischofs Wiguleus Fröschl von Marzoll zum geistlichen Schulwesen seiner Diözese verwahrt (3. März 1512). Immerhin war das Stift unter Propst Schaffmannsperger so wohlhabend, dass es zu den Geldgebern der bayerischen Herzöge gehörte. Die Einkünfte kamen aus den Stiftspfründen, etwa der Pfarre Aunkirchen, und dem blühenden Memorialgedenken durch Seelenmessen, ab 1532 auch in Form einer Jahrtagstiftung für die Stadt Vilshofen. Zugleich wurde jahrelang um die Zahlung des kleinen Zehnt gestritten (beendet am 6. März 1556). Zum Jahr 1584 ist mehrfach die Anleihe als innovative Wirtschaftsform auffällig. Das 17. Jahrhundert spiegelt den üblichen Rückgang der Verschriftlichungspraxis von Rechtsgeschäften in Urkundenform und zugleich in den erhaltenen Urkunden die Anbindung von Gütern, Personen und Rechten mit traditioneller Zugehörigkeit zum Kollegiatstift in Form von Kauf- Erbrechts- und Leibgedingsbriefen sowie Schuldverschreibungen. Barockzeit und Aufklärung sind kaum dokumentiert, doch zeigt sich gerade in dieser Reduktion eine funktionierende geistliche Ordnung durch die Kontrolle des Passauer Bischofs, der bis zuletzt über das geistliche Leben gemäß den Statuten im Kollegiatstift wachte (vgl. 25. Mai 1772 und 9. Mai 1787).
Univ.-Doz. Dr. Adelheid Krah

Organisation(en)
Institut für Geschichte
Externe Organisation(en)
Bayerisches Hauptstaatsarchiv
Publikationsdatum
02-2010
ÖFOS 2012
601009 Historische Hilfswissenschaften, 601007 Geschichtliche Landeskunde, 601014 Neuere Geschichte, 601012 Mittelalterliche Geschichte
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